VOM KLEINBAUERN ZUM

„MILLIONÄR“

FAMILIE ESSICH SETZT AUF WACHSTUM

Sein Schlüsselerlebnis hatte Andreas Essich in den 1980er Jahren in Niedersachsen: Ein Referent prognostizierte dem jungen Landwirtschaftsmeister, dass man – um erfolgreich am Markt bestehen zu können – zum „Millionär“ werden muss. Dieser Vortrag sollte das Leben von Andreas Essich und seiner Familie prägen. Denn seit der Schwabe im Frühjahr 1988 den Lindenhof im Hunsrück übernahm, standen und stehen die Zeichen auf Wachstum. Andreas Essich bewirtschaftet den Hof inzwischen gemeinsam mit seinem Sohn Moritz und einem ganzen Lindenhof Team.

WACHSTUMSSTRATEGIE SYSTEMATISCH VERFOLGT

Seit gut 30 Jahren wird auf dem Lindenhof in Bockenau gebaut. Systematisch, Schritt für Schritt, hat die Familie die Zahl der Milchkühe auf zunächst 250 erhöht. Dabei wurde nie der eine, große Stall gebaut oder ein Stall durch Anbauten vergrößert. „Wir haben in Reihe gebaut, sprich nach und nach“, erläutert Andreas Essich. Dabei immer im Blick: Was kann der Hof verkraften? Was ist finanziell und arbeitstechnisch leistbar? Und als dann klar wurde, dass Sohn Moritz in den elterlichen Betrieb einsteigen wird, veränderten sich die Entscheidungskriterien aufs Neue. „Ab diesem Zeitpunkt konnte und wollte ich nicht mehr alleine entscheiden, sodass wir bei einigen Entwicklungsmaßnahmen unterschiedliche Optionen offenließen“, schildert Andreas Essich die Situation. Ein Beispiel ist die Frage nach der Melktechnik. Melkstand, Roboter oder Karussell? Hier blieben lange Zeit viele Varianten offen; erst mit der jüngsten Erweiterung auf 400 Kühe fiel die Wahl endgültig auf ein Melkkarussell.

PRODUKTIVITÄT UND TIERWOHL GEHEN HAND IN HAND

Dabei setzt Familie Essich auf innovative Lösungen. Die auf dem Hof gewonnene Solarenergie wird nicht ins Netz eingespeist, sondern in einer Eismaschine selbst genutzt. Dieses Eis kühlt die gemolkene Milch bis zur Abholung durch die Molkerei. Ist es im Sommer warm und es wird eine höhere Kühlleistung benötigt, ist mehr Sonnenenergie vorhanden. „Als wir die Entscheidung zugunsten dieser Lösung getroffen haben, war sie betriebswirtschaftlich grenzwertig“, erinnert sich Andreas Essich. „Am Spotmarkt wurde Strom für wenige Cent gehandelt. Seit dem Krieg in der Ukraine ist unsere Lösung in Kombination mit der Biogasanlage ein Segen.“ Auch in anderen Bereichen haben sich Entscheidungen im Nachhinein als goldrichtig erwiesen. Etwa beim Stallbau. Der neue Stall ist als 2-Reiher-Laufstall mit Laufhof konzipiert. Die trockenstehenden Kühe haben die Möglichkeit zum Weidegang. Die höheren Kosten beim Bau des Stalls rechnen sich inzwischen durch Programme wie Hochwald MilchPlus und QM++. Gleichzeitig kommt das Verhältnis Kuh/Liegeplatz dem Tierwohl zugute. „In der Haltung unserer Kühe haben wir inzwischen Bio-Niveau erreicht. Gar nicht, weil wir auf Bio umstellen möchten, sondern weil es sich tatsächlich für uns rechnet.“ 

Eismaschine undBiogasanlage sind ein Segen

Andreas Essich, Landwirt

EIN AUSSERGEWÖHNLICHER ORT MIT ECHTEN ENTSCHEIDERN

„Das Hoffest soll dabei nur der Auftakt sein“, so Andreas Essich. „Wir wollen uns in Zukunft ganz bewusst für Besuchergruppen öffnen und unsere Arbeit transparent machen. Die Verbraucher sind seit Jahren zunehmend verunsichert. Wir können zeigen, dass die Größe eines Betriebes wie dem unsrigen und das Tierwohl für die Kühe Hand in Hand gehen können.“ Eigens für Schulklassen und Kindergartengruppen richtet der Lindenhof deshalb auch einen Seminar-/Tagungsraum her. Lernort Bauernhof im wahrsten Sinne des Wortes. Was die Kinder wohl nie bzw. selten zu sehen bekommen werden, ist einer der Essich-Männer am Steuer eines Traktors. So sehr die beiden ein Faible für Kühe und die Landwirtschaft haben – das Schlepperfahren finden beide nicht attraktiv. Ganz entgegen der gängigen Klischees des Landwirtes, der die meiste Zeit auf dem Traktor verbringt. „Da ergänzen wir uns bestens mit unseren Azubis. Die freuen sich, wenn sie mit dem Traktor fahren können und wir kümmern uns in der Zeit um strategische Fragen und unsere Kühe“, erläutern die Essich-Männer lächelnd. Ein Hof mit 400 Kühen, gut aufgestellt für die Zukunft, die nächste Generation mit an Bord, die Investitionen in einen neuen Stall, die Infrastruktur auf dem Hof und das Tierwohl getätigt. Da ist doch sicherlich in den nächsten Jahren kein Projekt mehr in der Hinterhand. Oder doch? „In Zukunft wird nicht weiteres Wachstum die Lösung sein, sondern das vertrauensvolle Verhältnis mit den Verbrauchern, die schließlich guten Gewissens zu unseren Produkten greifen sollen. Wer soll sie informieren und von unserer Arbeit überzeugen, wenn nicht wir selbst?“, so ist Andreas Essich überzeugt. Der Lindenhof in Bockenau wird sich also weiterentwickeln. An einem ungewöhnlichen Ort für einen Milchbetrieb, dessen Macher ihn von einem Kleinbetrieb zu einem Bauernhof mit mehr als einer Million Liter Milch im Jahr entwickelt haben. Den Traum vom „Millionär“ haben sich die Essichs damit bereits erfüllt.

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27.04.2024 |pdf (600 KB)
Aus kleinbäuerlichen Verhältnissen zum "Millionär"

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