Zukunft
aktiv gestalten

Familien Kröll und Drescher meistern Veränderungsprozesse gemeinsam


Die Sonne scheint beim Besuch im mittleren Wiedtal und lockt die Maiausflüglern Scharen in die Natur. Was die Landwirte an diesen Tagen umtreibt, wird ebenfalls schnell klar: Der erste Grasschnitt muss eingebracht und siliert werden. Doch die Familien Kröll und Drescher in Bremscheid nehmen sich trotzdem Zeit für unseren Besuch – denn Gastfreundschaft gehört hier zum Alltag. Und ist gleichzeitig ein Teil des Unternehmens.

An diesem Tag haben wir bei der Fahrt nach Bremscheid einen wunderbaren Blick auf die Hügel des Westerwaldes, über dessen Höhen heute keine Winde wehen. Am Ortseingang fällt rechter Hand direkt ein kleiner Parcours auf – für Pferde wohl zu klein. Was sich jedoch genau dahinter verbirgt, erfahren wir später. 

Zukunft findet statt

Im vergangenen Jahr zeichnete Hochwald die Kröll-Drescher GbR mit dem ersten Hochwald Zukunftspreis aus. Mit dem Westerwälder Rinderspaß hatten sie die Jury überzeugt und uns neugierig gemacht. Wie gelingt es, die öffentliche Nutzung, sei es für einen Kindergeburtstag, einen Erlebnistag der eine Besichtigung, zu einem Betriebszweig zu entwickeln?

Eine erste Antwort lässt sich sehr schnell finden: Es sind die Menschen, die den Hof repräsentieren und die ein Angebot für die Besucherinnen und Besucher geschaffen haben, das jedem positiv in Erinnerung bleibt. Nicht nur an einem sonnigen Maitag. Doch im Laufe des Besuchs wird klar, in Bremscheid gibt es mehr Antworten auf die Frage. Zum Beispiel auch, dass stets der Blick auf die Lösungen gerichtet ist. Und kreative Wege sind hier schon fast normal. Vielleicht auch, weil ganz unterschiedliche Menschen gemeinsam daran arbeiten. 
 

Vom Angestellten zum Nachfolger

Marco Drescher stammt aus der Region. Er kommt nicht aus einer landwirtschaftlichen Familie und entscheidet sich nach der Schule ganz bewusst für eine Ausbildung zum Landwirt. Danach startet er als Angestellter auf dem Hof der Familie Kröll in Bremscheid. Und aus dem Angestelltenverhältnis entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis. Beide Söhne der Krölls können den Hof aus gesundheitlichen Gründen nicht übernehmen, sodass Marco Drescher im Jahr 2020 Teil einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts wird. Das Ziel ist es, mittelfristig die Übernahme des Hofes zu organisieren. Wichtige Entscheidungen werden seither gemeinsam getroffen – immer die Zukunft im Blick. Was Georg Kröll und Marco Drescher dabei nicht aus den Augen verlieren, ist die Flexibilität.

Im Zusammenspiel der beiden Familien entstehen neue Ideen, wie man aktiv in die Zukunft blicken kann. Das Thema Öffentlichkeitsarbeit und das Öffnen der Höfe für die Bevölkerung ist da bereits weit verbreitet. Aber warum daraus nicht ein Profitcenter machen? Schließlich erbringt der Hof ja eine Leistung, die für die Menschen einen Wert darstellt. Daraus entsteht die Idee des Westerwälder Rinderspaßes. 

Geburtstage, Erlebnistage und jede Menge Spaß

Oberhalb des Kuhstalls befindet sich der zentrale Punkt des Rinderspaßes: ein gemütlich eingerichtetes Zelt mit Strohbänken. Bei Kindergeburtstagen können die Eltern hier die Kuchenpause organisieren oder an den Erlebnistagen wie Halloween oder Ostern wird hier mit Alexandra Drescher gebastelt. Wichtig dabei: Der Westerwälder Rinderspaß möchte keine Vorträge halten und darüber Wissen vermitteln. Die Kinder und ihre Eltern sollen im spielerischen Umgang und dem Erleben der Tiere und Menschen auf dem Hof eigene Erfahrungen sammeln. Ein Konzept, das die Kinder mit zu Akteuren der Veranstaltungen macht. Ganz gleich, ob sie mit Vorwissen auf den Hof kommen oder ob sie die Frage stellen, warum man Kühe eigentlich melkt. 

Und nun kommt noch einmal der Parcours am Ortseingang ins Spiel. Hier können sich die Kinder nach konzentriertem Streicheln, Bestaunen und Erleben richtig auspowern. Alexandra und Marco Drescher variieren dabei die Hindernisse je nach Alter der Kinder. Die älteste feiernde Person war im Übrigen 60. Ein wunderbarer Familientag für alle auf dem Hof in Bremscheid.

Loslassen gehört zur Zukunft

In den Gesprächen wird schnell klar, dass es sich beim Rinderspaß um ein Projekt der jüngeren Familie handelt. Georg Kröll bestätigt das freimütig. Er hat sich die Ideen angehört und für gut empfunden. Aber er sieht sich nicht als zentrales Teil dieses Projektes. Er ist Milchvieh- Landwirt, der die großen Tiere schätzt. Ein schwerer Moment war für ihn daher auch der Abriss des alten Melkstandes. Da ging spürbar ein Stück seines Berufs- und Arbeitslebens verloren. Doch bei allen Gefühlen setzt er rational auf die Weiterentwicklung des Hofes. Mit dem Melkroboter und neuen Angeboten. Themen, die mit Sicherheit beim gemeinsamen täglichen Frühstück oder Mittagessen der beiden Familien besprochen, diskutiert und abgewogen werden. Vielleicht ist es in diesen Gesprächen auch von Vorteil, dass gleichberechtigte Partner den besten Weg aushandeln. Frei von familiären Bindungen, sondern vereint im Ziel, das Beste für die Zukunft des Hofes zu erreichen.
 

Der Blick auf der Rückfahrt aus Bremscheid ist nach dem Besuch bei den Familien Kröll und Drescher geschärft. Die Herausforderungen der Landwirtschaft treten offener zutage, die Nutzung des Parcours am Ortseingang ist jetzt offensichtlich und der Optimismus in der Landwirtschaft ist heute wieder etwas nachvollziehbarer geworden. 

Innovation und Tradition sind die Säulen der Landwirtschaft. Erst recht in einer Genossenschaft wie Hochwald.

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